Sie taten es: Sechs Schülerinnen aus der 7/1 gestalteten in der zweiten Etage im Schulhaus der St. Mauritius Sekundarschule ihr eigenes farbiges Wandbild. Der Regenbogen über und das Mauritius-Schulkreuz innerhalb des Werks stehen für den, der alles geschaffen hat und einmal vollenden wird: Für Gott.
„Das ist das Zeichen des Bundes, den ich stifte zwischen mir und euch und den lebendigen Wesen bei euch für alle kommenden Generationen. Meinen Bogen setze ich in die Wolken, er soll ein Zeichen werden zwischen mir und der Erde.“ Solche Sätze finden sich in der Bibel im Buch Genesis bei Gen 9, 12f. Sie machen deutlich, dass niemand allein ist und für sich bleibt.
Gott besiegelt mit diesem Zeichen im Alten Testament Noah gegenüber sein Versprechen, die Erde nie wieder mit einer „Sintflut“ zu überziehen. Jesus Christus erneuerte diesen Bund Gottes mit den Menschen durch seinen Tod am Kreuz und seine Auferstehung. Liest sich gut. Aber was bedeutet das in der St. Mauritius-Sekundarschule?
„Das ist das Zeichen des Bundes, den ich stifte zwischen mir und euch und den lebendigen Wesen bei euch für alle kommenden Generationen. Meinen Bogen setze ich in die Wolken, er soll ein Zeichen werden zwischen mir und der Erde.“ (Gen. 9, 12f.)
„Schulgemeinschaft“ ist mehr als nur ein Wort, das gut klingt. In der St. Mauritius-Sekundarschule begegnen sich Tag für Tag in all ihrer Buntheit Menschen unterschiedlichen Alters. Mit dem, was sie als Persönlichkeiten ausmacht und auszeichnet. Mit allem Ansprechenden, Freundlichen, Netten. Mit vielem anderem mehr, das sie liebeswert macht. Allerdings auch mit all dem, was sie voneinander abgrenzt. Unterscheidet. Trennt. Und jetzt?
Gemeinsam sind wir unterwegs, nicht nur in dieser Schule. Manches lässt sich miteinander schaffen und erreichen wie dieses bunte Wandbild mit dem Regenbogen. Dass jemand eine passende Idee hat, die Anklang findet und zum Mitmachen einlädt, ist eine Voraussetzung dafür. Alles beginnt mit dem ersten Pinselstrich. Mit der Zeit und nach und nach kann aus Einzelnem etwas Gesamtes werden. Wenn andere sich dafür begeistern lassen und bereit sind, aktiv bei der Gestaltung mitmachen, kann es etwas werden. Manchmal gelingt das. Manchmal nicht. Wege finden zusammen. Wege trennen sich. Von nichts kommt nichts. Was nützt die schönste Vorstellung, wenn es an der Umsetzung scheitert? Wenn ich darauf warte, dass andere beginnen, aktiv werden und Zeichen setzen? Wenn mir selbst der Mut dazu fehlt. Ich nicht das Risiko eingehen will, das damit auch verbunden ist? Fragen über Fragen. Welche Antworten gibt es und wie sehen sie aus?
„Das ist das Zeichen des Bundes, den ich stifte zwischen mir und euch und den lebendigen Wesen bei euch für alle kommenden Generationen. Meinen Bogen setze ich in die Wolken, er soll ein Zeichen werden zwischen mir und der Erde.“ (Gen. 9, 12f.)
Gott begann vor langer Zeit, Zeichen zu setzen. Bundeszeichen. Jenen Regenbogen über den Wolken, der das Ende vom Niederschlag ankündigte. Mit dem nach langem Regen erste Sonnenstrahlen zu sehen waren. Gott redete nicht nur. Er machte keine leeren Versprechen. Diesen, seinen Bund mit den Menschen setzte er von sich aus. Weil ihm seine Schöpfung – und damit auch wir Menschen - nicht gleichgültig war.
Darf ich etwas wünschen? Dass jede und jeder von uns Mut hat, positive Zeichen zu setzen. Immer noch und immer wieder. Hoffnungszeichen in einer manchmal hoffnungslosen Welt, die sich nach echtem Frieden und einem gelingenden Miteinander sehnt. Trotz oder wegen mancher Grenzen und Unterschiede. Dass es mir nicht nur um das eigene Leben geht, bei dem jede und jeder sich selbst am nächsten ist und bleibt.
Möge der, der mich gemacht hat, mir die Augen öffnen. Für die Buntheit und die Schönheit all dessen, was mich umgibt. Dass ich bei aller berechtigten Sorge um das eigene Wohlergehen mein Gegenüber noch sehe. Sie oder ihn wahrnehme und ihre oder seine Bedürfnisse erkenne. Ich, ja, ich kann es schaffen: Mitzuhelfen, dass manches anders, bunter und besser wird. Nicht nur eine leere Wand im zweiten Stockwerk der St. Mauritius-Sekundarschule in Halle. Sondern das Miteinander von Kleinen und Großen. Von Lernenden, Lehrenden und Unterstützenden. Bunt ist nicht einfarbig. Bunt ist nicht nur schwarz oder weiß.
Br. Clemens Wagner ofm, Schulseelsorger