22. Mai 2025

Ein Schild. Und was für eins! An einem Tor.

Ist das nicht ein Widerspruch in sich? Oder doch nicht?

Titelbild für Beitrag: Ein Schild. Und was für eins! An einem Tor.

Schade. Früher gab es an dieser Stelle noch ein Durchkommen. In den Hof der St. Franziskus-Grundschule und als Möglichkeit, zum Hintereingang des gleichnamigen Hortes zu gelangen. Wie das Schild am Tor unmissverständlich klarmacht, ist das vorbei. Hier ist jetzt kein Durchkommen mehr. Aus gutem Grund.

Wenn Eingänge geschlossen sind, haben sie ihren Sinn verfehlt. Weil niemand mehr durchkommt. Und jetzt?

In absehbarer Zukunft wird hinter dem geschlossenen Eingang Neues entstehen, das zuvor an dieser Stelle so noch nicht zu sehen war: Der angekündigte und ersehnte Neubau der St. Mauritius-Sekundarschule (SMS), ebenfalls unter dem Dach der Edith-Stein-Schulstiftung (ESS) zu finden.

Die Grundsteinlegung mit Spatenstich fand mit den Vorständen der ESS unter Anwesenheit des Magdeburgers Diözesanbischofs Dr. Gerhard Feige, der Schulleitungen und einer Schülergruppe aus der SMS statt, die mit Spannung ihrem neuen Schulort erwartungsvoll entgegensehen. 

Zum größten freien Schulträger im Land Sachsen-Anhalt gehören neben der St. Franziskus-Grundschule noch drei weitere Grundschulen. Hinzu kommt abgesehen vom gegenüberliegenden Elisabeth-Gymnasium noch zwei andere Gymnasien. Und als einzige Sekundarschule die St. Mauritius-Sekundarschule.

Im Leitbild der ESS finden sich Stichworte wie „Um der Menschen willen“, „Bildung für alle“, „Mit Wurzeln und Flügeln – Leben lernen“ und „Wir sind Kirche“.

Mit „Eingang geschlossen“ haben sie alle nichts zu tun. Im Gegenteil.

„Um der Menschen willen“

Was nützt das schönste Schulgebäude, wenn niemand darin lernen oder lehren kann und will? Die, die das in der neuen St. Mauritius-Sekundarschule an diesem Ort tun, sind nicht nur von Herkunft und Alter her unterschiedlich. Ein, wie es im Leitbild der ESS heißt, „achtsamer und wertschätzender Umgang“ soll und muss auch und gerade in der „persönlichen Begegnung“ – ich ergänze: auf Augenhöhe und nicht von oben nach unten – „und besonders in Situationen, die durch Versagen und Schuld geprägt sind“ sichtbar, spürbar und erfahrbar werden. Ein hoher Anspruch! Schaffen wir es, dem Tag für Tag gerecht zu werden?

„Bildung für alle“

Sicherlich ist die neue wie die alt eine christliche geprägte, konfessionelle Schule. Nicht mit hohen, unüberwindlichen Mauern als „starkes Bollwerk“ gegen die „böse Welt da draußen“. Alles andere als entrückt und fern von den Menschen. Statt dessen mitten unter ihnen in einem Bundesland, in dem Christen gegenüber konfessionell nicht Gebundenen als „schöpferische Minderheit“ (Zitat: Bischof Dr. Gerhard Feige) immer noch da sind. „Unser Bildungsangebot richtet sich grundsätzlich an alle interessierten Menschen. Im Fokus stehen dabei „gerade auch“ jene, „die mit einer körperlichen, geistigen oder sozialen Besonderheit leben“. Machen nicht gerade jene genannten Adjektive deutlich, was Schwerpunkte sind, die spezifisch sein können? Auch für die neue St. Mauritius-Sekundarschule? Wie andere auch, haben wir die Lernenden und Lehrenden, die wir haben. Keine anderen.

„Mit Wurzeln und Flügeln – Leben lernen“

Ohne festen Grund trägt nichts. Auch und gerade wenn und weil so Vieles nicht nur im schulischen Kontext „volatiler“ ist als früher, weil es sich ändert, verändert und neu zusammensetzt, bedarf es einer Erdung. Mein Leben bekam ich von meinem Schöpfer und von meinen Eltern geschenkt. Ohne mein Zutun. Ohne „Anrecht“. Ohne es, auf welche Weise auch immer, verdient zu haben. Aus diesem Geschenk darf ich etwas machen – mit Unterstützung anderer und aufgrund meiner mir eigenen Fähigkeiten und Begabungen. Leben lerne ich. Altersunabhängig. Immer noch und immer wieder.

„Wir sind Kirche“

Und wie. Anders als anderswo. Aber wir sind da. Nicht als jene, die die erste Geige in einem Orchester spielen. Nicht als jene, die über andere bestimmen wollen. Nicht als Kirche, die weiß, was zu tun oder zu lassen ist. Die immer, überall und in jeglicher Hinsicht stets kompetent und maßgeblich ist.

Als Kirche unterwegs und noch nicht am Ziel sind wir zu sehen, zu hören und zu spüren. Auch und gerade in unserer Diasporasituation, wo Christen in der Minderheit sind. Nicht, um andere unfrei zu machen wegen mancher Gebote und Verbote. Ohne sie bliebe nicht nur in der Schule ein gelingendes, gutes Miteinander eine Illusion. Sondern, „um den durch Jesus Christus geoffenbarten Gott … erfahrbar zu machen.“ Nicht mit einem geschlossenen Eingang, durch den keiner mehr durchkommt. Sondern zeitgemäß, ansprechend, kreativ. Denen zugewandt, denen wir Tag für Tag begegnen. Manchmal gegebenenfalls eher etwas unkonventionell.

Wie jene Heilige, die Unbeschuhte Karmelitin Dr. Teresia Benedicta a Cruce, Edith Stein, die Patronin unserer Schulstiftung. Als Jüdin geboren, 1922 durch die Taufe katholisch geworden und am 9. August 1942 im KZ Auschwitz Birkenau von den Nationalsozialisten hingerichtet. Von ihr stammt das Zitat, das für mich eine Brücke schlägt zwischen Glaubenden, Zweifelnden und Suchenden: „Ich weiß, dass ich jemanden in meiner Nähe habe, dem ich rückhaltlos vertrauen kann und das ist etwas, was Ruhe und Kraft gibt.“ Damals wie heute.

 

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"Schritte wagen, Miteinander wachsen, Segen sein" - Gemeinsames Schaffen bei der Grundsteinlegung der neuen St. Mauritius-Sekundarschule mit kaufmännischem Vorstand der ESS Sven Gora, Bischof Dr. Gerhard Feige, Schulleiterin Katrin Wenzlaff, Schülersprecher Benjamin Hanf

Br. Clemens Wagner ofm, Schulseelsorger