8. September 2025

Pommes

Klein, aber oho. Dabei kann ich es nicht einmal essen …

Titelbild für Beitrag: Pommes

Auch wenn sie – wie alles im Übermaß – nicht sonderlich gesund sind, gehören sie unzweifelhaft zu den Lieblingsspeisen Lernender und Lehrender: Pommes frites. Ursprünglich in Belgien schon seit Ende des 17. Jahrhunderts verbreitet, erfreuen sich jene in heißem Fett gebackenen Kartoffelstäbchen weltweit großer Beliebtheit bei Jung und Alt. Wie so vieles sind sie Geschmacksache: Ob kross, knusprig, mit Salz, Paprika oder anderen Gewürzen ergänzt und verfeinert, sind sie für manche ein Erlebnis. Eines, das sie sich immer wieder gönnen und genießen. Andere stehen eher auf Teigwaren, Reis oder andere Speisen.

Jene Pommes frites auf dem Foto sind nicht essbar. Nur ausschließlich Dekoration sind sie dennoch nicht.  Gadgets wie sie zum Stressabbau gibt es in vielen Farben und Formen: als Stressball, als Squishy oder Mochi. Es gibt Momente, in denen ich mich frage, ob es das wirklich braucht: „Antistressmittel“ in einer weiterführenden Bildungsanstalt. Ich schreibe nicht, dass sie nur etwas für die „Kleinen“ sind. Wer permanent unter Druck steht, sich mit Aufregendem und Belastendem auseinanderzusetzen, und für wen Hektik (auch selbstgemachte) kein Fremdwort ist, freut sich über Entlastendes und Entspannendes.

Altersunabhängig ist das. Und jetzt?

„Der Mensch lebt nicht nur vom Brot allein …“

Nicht immer ist alles so, wie ich es mir wünsche. Manches habe ich zu tun, zu schaffen und zu erledigen. Ob ich es möchte oder nicht: Der Laden muss laufen und es muss vorangehen! Innerhalb und außerhalb der Schule ist das nicht anders. Leben ist kein Wunschkonzert. Was sicher und fest schien, ändert und verändert sich nicht nur in unseren Tagen immer noch und immer wieder. Auch ich bin heute anders als gestern. Nicht allein deswegen, weil ich einen Tag älter geworden bin. Sondern auch deshalb, weil ich außer Nahrung und Kleidung, einem festen Dach über dem Kopf und einer Aufgabe, die mich erfüllt, Frieden in und um mich herum noch so vieles andere mehr brauche, um glücklich zu sein: Anerkennung und Akzeptanz, Freude an dem, was ist, und Zuversicht. Auch wenn und weil nicht alles auf Anhieb klappt. Wenn Lösungen in weiter Ferne zu liegen scheinen und ich manchmal den Eindruck habe, aus einem dunklen Loch allein nicht mehr herauskommen zu können. Hilfe bieten mir Unterstützende an. Sie darf ich annehmen. Ohne schlechtes Gewissen. Ohne die Sorge, dass ich als einzige oder einziger mit manchem überfragt oder überfordert bin. Manchmal hilft mir eine Miniportion Pommes in Squishy-Form, die ich nicht einmal essen kann, um wieder „herunterzukommen“.

„Der Mensch lebt nicht nur vom Brot allein …“

Was sich in der Bibel im Matthäusevangelium bei Mt. 4,4 findet, macht mir Mut. Die Fortsetzung jenes Satzes, der von Jesus selbst stammt, lautet: „… sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt.“ Gott kann sprechen? Mit mir? Was sich in den Ohren mancher etwas skurril anhören mag, hat nicht nur für mich einen Hintergrund, der mich aufbaut: Ich glaube daran, dass Gott sich mir auf seine ihm eigene Weise zuwendet. Nicht nur einmal. Dass er mir immer wieder neuen Mut macht, nicht aufzugeben. Begonnenes nicht enttäuscht zu unterbrechen und nicht zum guten Ende zu bringen. Ich glaube daran, dass Gott, der mir mein Leben geschenkt hat, schützend seine Hand über mir hält. Dass ich mich bei ihm geborgen wissen darf. Dass er mich niemals fallen lässt wie eine heiße Kartoffel, obwohl ich nicht perfekt bin. Auch daran, dass Stress kein Dauerzustand sein muss.

Br. Clemens Wagner OFM, Schulseelsorger